Warum ist Älterwerden für den ArbeitnehmerInnenschutz relevant?

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1: Altern und Arbeit

Warum ist Älterwerden für den ArbeitnehmerInnenschutz relevant?

Altern der Bevölkerung in Europa

Seit einigen Jahrzehnten altert die Bevölkerung in der EU – eine Entwicklung, die sich fortsetzen und verstärken wird. Das folgende Diagramm zeigt, dass das mittlere Alter in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen ist und laut Prognosen weiter steigen wird.

Am 1.1.2015 lebten in Österreich 1.686.931 (19,6%) Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren, 5.314.067 Personen (61,9%) waren im Haupterwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren und 1.583.928 Menschen (18,5%) waren 65 Jahre oder älter. Insgesamt 1.403 Menschen (242 Männer und 1.161 Frauen) waren am 1. Jänner 2015 mindestens 100 Jahre alt. Damit erhöhte sich die Zahl der 100- und Mehrjährigen gegenüber dem Vorjahr um 32 Personen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag zu Beginn des Jahres 2015 bei 42,3 Jahren, um 0,1 Jahre höher als im Vorjahr und um 2 Jahre höher als noch vor zehn Jahren.

(http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_alter_geschlecht/index.html, retrieved 30.05.2016)

Durchschnittliche Alter: EU Durchschnitt zwischen 1960 und 2060

Das Altern der Bevölkerung geht Hand in Hand mit dem Älterwerden der Belegschaft. Es treten weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein, während der Anteil älterer Menschen (55 bis 64 Jahre) an der Erwerbsbevölkerung steigt.

Alterszusammensetzung der Erwerbsbevölkerung (1990-2060)

Neue Herausforderungen für den ArbeitnehmerInnenschutz

Die Altern der Arbeitnehmerschaft führt zu neuen Herausforderungen für den ArbeitnehmerInnenschutz: 

  • Die Menschen müssen länger arbeiten und sind deshalb Gefahren am Arbeitsplatz möglicherweise länger ausgesetzt. Das ist ein Risikofaktor für viele arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme (z.B. Erkrankungen des Bewegungsapparats).
  • Wenn Menschen länger arbeiten müssen, treten bei der Belegschaft häufiger chronische Erkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes) auf. Erfahren Sie mehr.

Die alternde Belegschaft und die sich wandelnde Arbeitswelt

Technologie und Globalisierung haben die Arbeitsweise der Menschen und die Risiken, die am Arbeitsplatz auftreten, erheblich verändert. Immer mehr Menschen führen sitzende Tätigkeiten aus, und dauerhaftes Sitzen und Inaktivität erhöhen das Risiko vieler gesundheitlicher Probleme, beispielsweise von

Mit arbeitsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparats sind Gesundheitsprobleme gemeint, die die Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenkknorpel, das Gefäßsystem, die Nerven und andere Weichteile und Gelenke des Bewegungsapparats betreffen. 

Diese Erkrankungen werden mit sich wiederholender und anstrengender Arbeit in Verbindung gebracht. Die Krankheitsbilder reichen von Unwohlsein, leichteren Beschwerden und Schmerzen bis zu schweren Erkrankungen, die zu einer dauerhaften Behinderung führen können.  (Quelle)

, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten. Zudem sind die psychosozialen Risiken erhöht. Durch diese Veränderungen entstehen in Kombination mit dem Älterwerden der Belegschaft zusätzliche Herausforderungen für den ArbeitnehmerInnenschutz.

ArbeitnehmerInnenschutz

Ein guter ArbeitnehmerInnenschutz über das gesamte Arbeitsleben hinweg, mit Risikoprävention einerseits und Arbeitsplatzanpassungen an sich verändernde funktionelle Fähigkeiten andererseits, ist unerlässlich, um die oben beschriebenen Herausforderungen zu bewältigen. Neutrale Informationen über das Älterwerden und ihre Auswirkungen auf die Arbeit sind für einen effektiven ArbeitnehmerInnenschutz vor dem Hintergrund einer alternden Belegschaft notwendig.

Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz ist in Österreich mit 1.01.1995 in Kraft getreten und hat die vorbeugende Philosophie der EU übernommen, dass der Arbeitgeber selber im ArbeitnehmerInnenschutz weitgehend aktiv werden muss; https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008910).

Führen von Menschen verschiedener Generationen am Arbeitsplatz

Mehr als je zuvor bestehen Unternehmen heute aus Arbeitnehmern/ Arbeitnehmerinnen verschiedener Generationen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Erwartungen und Einstellungen. Sie müssen spezifische Herausforderungen meistern, die mit einer immer älterwerdenden Belegschaft zusammenhängen. 

Das Altern der Belegschaft und die Herausforderungen, die dies mit sich bringt, erfordern eine neue Herangehensweise an den Umgang mit Alter am Arbeitsplatz. Unternehmen, die sich nicht mit den Auswirkungen einer alternden Belegschaft und den damit verbundenen Herausforderungen auseinandersetzen, setzen unter Umständen ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel. 

Unter

Der Begriff Altersmanagement bezieht sich auf unterschiedliche Dimensionen, mit dem Personal innerhalb des Unternehmens verwaltet wird. Dabei liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf dem Altern und auch auf der Verwaltung der alternden Belegschaft über die  öffentliche Politik oder Kollektivverträgen  (Quelle)

Zu den wesentlichen Prinzipien des Altersmanagements gehören:  

  • Schwerpunkt auf Prävention an Stelle von reaktiven Problemlösungen
  • Konzentration auf das gesamte Arbeitsleben und alle Altersgruppen, nicht nur ältere Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen
  • Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Elemente umfasst, die zu einem effektiven Altersmanagement beitragen 

(Quelle)

versteht man ein Personalmanagement, bei dem das Augenmerk stark auf den Anforderungen einer alternden Belegschaft liegt.

Der Begriff Altersmanagement bezieht sich auf unterschiedliche Dimensionen, mit dem Personal innerhalb des Unternehmens verwaltet wird. Dabei liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf dem Altern und auch auf der Verwaltung der alternden Belegschaft über die  öffentliche Politik oder Kollektivverträgen  (Quelle)

Zu den wesentlichen Prinzipien des Altersmanagements gehören:  

  • Schwerpunkt auf Prävention an Stelle von reaktiven Problemlösungen
  • Konzentration auf das gesamte Arbeitsleben und alle Altersgruppen, nicht nur ältere Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen
  • Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Elemente umfasst, die zu einem effektiven Altersmanagement beitragen 

(Quelle)

ist ganzheitlich, generationsübergreifend und lebensphasenorientiert. Der ArbeitnehmerInnenschutz stellt einen wesentlichen Bestandteil des Altersmanagements dar: Es handelt sich um ein zentralen Bestandteil, der eng mit den anderen Bereichen des Altersmanagements verknüpft ist (weitere Informationen in Thema 2).

Was müssen wir über das Altern wissen? (Nächster Abschnitt)