Warum ist die Alterung für den Arbeitnehmerschutz relevant?

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1: Alterung und Arbeit

Warum ist die Alterung für den Arbeitnehmerschutz relevant?

Alterung der Bevölkerung in Europa

Seit einigen Jahrzehnten altert die Bevölkerung in der EU – eine Entwicklung, die sich fortsetzen und verstärken wird. Das folgende Diagramm zeigt, dass das mittlere Alter in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen ist und laut Prognosen weiter steigen wird.

Durchschnittliche Alter: EU Durchschnitt zwischen 1960 und 2060

Die Alterung der Bevölkerung hat Auswirkungen bei der Berechnung sowohl des Jugend- als auch des Altersquotienten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die Schweiz 76 unter 20-Jährige je 100 20-64-Jährige. In hundert Jahren hat dieser Jugendquotient abgenommen und beträgt nur noch 32. Der Altersquotient ist dagegen kontinuierlich im Steigen begriffen. Heute entfallen auf 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahre 29 Personen im Alter von 65 und älter. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es lediglich 11 Personen.

Die Alterung der Bevölkerung geht Hand in Hand mit der Alterung der Arbeitnehmerschaft. Es treten weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein, während der Anteil älterer Menschen (55 bis 64 Jahre) an der Erwerbsbevölkerung steigt. In der Schweiz liegt der Anteil derzeit bei 20% und es wird erwartet, dass er in den kommenden 10 Jahren um 30% steigt, während die Beschäftigung um nur um 7% steigen dürfte.

Alterszusammensetzung der Erwerbsbevölkerung (1990-2060)

 

Neue Herausforderungen für den Arbeitnehmerschutz

Die Alterung der Arbeitnehmerschaft führt zu neuen Herausforderungen für den Arbeitnehmerschutz: 

  • Die Menschen müssen länger arbeiten und sind deshalb Gefahren am Arbeitsplatz möglicherweise länger ausgesetzt. Das ist ein Risikofaktor für viele arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme  (z.B. Erkrankungen des Bewegungsapparats).
  • Wenn die Menschen länger arbeiten müssen, treten bei der Arbeitnehmerschaft häufiger chronische Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes) auf. Erfahren Sie mehr.

Die alternde Arbeitnehmerschaft und die sich wandelnde Arbeitswelt

Technologie und Globalisierung haben die Arbeitsweise der Menschen und die Risiken, die am Arbeitsplatz auftreten, erheblich verändert. Immer mehr Menschen führen sitzende Tätigkeiten aus, und dauerhaftes Sitzen und Inaktivität erhöhen das Risiko vieler gesundheitlicher Probleme, beispielsweise von

Mit arbeitsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparats sind Gesundheitsprobleme gemeint, die die Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenkknorpel, das Gefässsystem, die Nerven und andere Weichteile und Gelenke des Bewegungsapparats betreffen. Diese Erkrankungen werden mit sich wiederholender und anstrengender Arbeit in Verbindung gebracht. Die Krankheitsbilder reichen von Unwohlsein, leichteren Beschwerden und Schmerzen bis zu schweren Erkrankungen, die zu einer dauerhaften Behinderung führen können (Quelle)

, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten. Zudem sind die psychosozialen Risiken erhöht. Durch diese Veränderungen entstehen in Kombination mit der Alterung der Arbeitnehmerschaft zusätzliche Herausforderungen für den Arbeitnehmerschutz.

Arbeitnehmerschutzmanagement

Ein gutes Arbeitnehmerschutzmanagement über das gesamte Arbeitsleben hinweg, mit Risikoprävention einerseits und Arbeitsplatzanpassungen an sich verändernde funktionelle Fähigkeiten andererseits, ist unerlässlich, um die oben beschriebenen Herausforderungen zu bewältigen. Neutrale Informationen über die Alterung und ihre Auswirkungen auf die Arbeit sind für ein effektives Arbeitnehmerschutzmanagement vor dem Hintergrund einer alternden Arbeitnehmerschaft notwendig.

Führen von Menschen verschiedener Generationen am Arbeitsplatz

Mehr als je zuvor bestehen Unternehmen heute aus Arbeitnehmenden verschiedener Generationen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Erwartungen und Einstellungen. Sie müssen spezifische Herausforderungen meistern, die mit einer immer älter werdenden Belegschaft zusammenhängen.

Die Alterung der Arbeitnehmerschaft und die Herausforderungen, die dies mit sich bringt, erfordern eine neue Herangehensweise an den Umgang mit Alter am Arbeitsplatz. Unternehmen, die sich nicht mit den Auswirkungen einer alternden Arbeitnehmerschaft und den damit verbundenen Herausforderungen auseinandersetzen, setzen unter Umständen ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel. 

Unter

Der Begriff Altersmanagement bezieht sich auf die verschiedenen Dimensionen, mit denen Personal innerhalb von Unternehmen geführt wird. Dabei liegt der deutliche Schwerpunkt auf der Alterung und im Allgemeinen auch auf dem Umgang mit der älter werdenden Arbeitnehmerschaft mit staatlichen Regelungen oder bei Lohnverhandlungen der Sozialpartner (Quelle)

Zu den wesentlichen Prinzipien des Altersmanagements gehören:

  • Schwerpunkt auf Prävention anstelle von reaktiver Problemlösung
  • Konzentration auf das gesamte Arbeitsleben und alle Altersgruppen, nicht nur ältere Arbeitnehmende
  • Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Aspekte umfasst, die zu einem effektiven Altersmanagement beitragen  

(Quelle)

versteht man eine Personalführung, bei der das Augenmerk stark auf den Anforderungen einer alternden Arbeitnehmerschaft liegt.

Der Begriff Altersmanagement bezieht sich auf die verschiedenen Dimensionen, mit denen Personal innerhalb von Unternehmen geführt wird. Dabei liegt der deutliche Schwerpunkt auf der Alterung und im Allgemeinen auch auf dem Umgang mit der älter werdenden Arbeitnehmerschaft mit staatlichen Regelungen oder bei Lohnverhandlungen der Sozialpartner (Quelle)

Zu den wesentlichen Prinzipien des Altersmanagements gehören:

  • Schwerpunkt auf Prävention anstelle von reaktiver Problemlösung
  • Konzentration auf das gesamte Arbeitsleben und alle Altersgruppen, nicht nur ältere Arbeitnehmende
  • Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Aspekte umfasst, die zu einem effektiven Altersmanagement beitragen  

(Quelle)

ist ganzheitlich, generationsübergreifend und lebensphasenorientiert. Der Arbeitnehmerschutz stellt einen wesentlichen Bestandteil des Altersmanagements dar: Es handelt sich um ein zentrales Element, das eng mit den anderen Bereichen des Altersmanagements verknüpft ist (weitere Informationen in Thema 2).

Was müssen wir über die Alterung wissen? (Nächster Abschnitt)